Nach Abschluss meiner Ausbildung heiratete ich im Jahre 1975 meinen jetzigen Mann und wir lebten ein ganz normales Leben, wie Millionen andere Menschen auch. Aber irgendwie war das langweilig und finanziell war das Leben mit einem normalen Einkommen auch irgendwie nicht das Wahre. So entschloss ich mich 1977 als Bardame im Moulin Rouge, einem Nachtclub in Dortmund, anzufangen. Damals wurde noch in langen Abendkleidern gearbeitet und mehr als ein Küsschen war für den Gast auch nicht drin. Aber es war abzusehen, dass die Zeiten des Cabarets vorbei waren. Erste Tagesclubs, so wie man sie heute kennt, öffneten ihre Pforten. Wortreich umschrieb man diese Clubs, nur was dort wirklich ablief, wurde nicht gesagt, die Zeit war dafür noch nicht reif.

Uschi Haller Mercedes 450 SE
             Mein neuer Mercedes 450 SE

Ich begann dann im Januar 1979 in einem solchen Tagesclub, dem Chez Susanne in Kamen, in dem dann auch kurze Zeit später mein Mann als Geschäftsführer anfing, zu arbeiten. Hier lernten wir dann beide, wie man einen solchen Club zu bewirtschaften hat und wie im Allgemeinen das Rotlichtgeschäft abläuft. Unsere damaligen Chefs gehörten in die Kategorie “ganz Böse” und so war es nur eine Frage der Zeit, bis erste Feuerproben zu bestehen waren.

Diese ersten Tagesclub wurden von den Gästen unglaublich positiv aufgenommen und die Geschäfte brummten. Das war die Gründerzeit der heutigen Clubszene und so mancher, der damals einfacher Türsteher war, baute sich in dieser Zeit ein wahres Imperium auf. Rücksicht wurde da keine genommen und die Tageszeitungen hatten eine Menge zu berichten. Und auch ich wollte daran teilhaben und so machten wir uns selbstständig.

Im Dezember 1980 eröffnete ich meinen ersten Saunaclub (Sauna Club 8) in Bergkamen und sofort kam es zu Rangeleien mit Mitbewerbern. Allerdings dauerten diese Meinungsverschiedenheiten nicht lange an, schnell begann man, mich zu akzeptieren.

Im Juni 1982 eröffnete ich in Werne den Nightclub Mayflower. Zu diesem Laden hatte ich mich überreden lassen, ich mochte ihn irgendwie nicht und ich glaubte auch nicht, dass es erfolgreich sein würde. Schließlich war das eine alte Bauernkneipe und wir lebten in den 80er Jahren, da war Chrom und Glimmer angesagt.

Porsche 928
 Mein Porsche 928

Aber ich sollte mich täuschen! Der Laden lief vom ersten Tag an. Nach 3 Wochen hatte ich meine gesamten Investitionen wieder raus und nach 10 Monaten kaufte ich mir von den Einnahmen einen neuen Porsche, ein Haus in Spanien und ein Baugrundstück zum späteren bebauen.

Aber der Laden brachte auch eine Menge Ärger mit der Stadt Werne ein. Einen solchen Sündenpfuhl wollten sie nicht und so verbrachte ich so manchen Tag vor dem Verwaltungsgericht in Gelsenkirchen. Zwar gewann ich die Prozesse, aber es war nervenaufreibend.

Als dann das Mayflower wegen eines technischen Defekts abbrannte, soll es nach Aussagen von Beteiligten, eine interne Feier im Rathaus gegeben haben.

Im Jahre 1983 vermietete mir ein alter Freund sein Landhaus in Ascheberg. Dieses Haus war mit einem riesigen Pool ausgestattet und für die damalige Zeit etwas ganz besonderes. Und so richtete ich dort einen exklusiven Club ein, der sehr fein und sehr teuer war. Der Club war OK, aber es lief nicht so, wie ich es mir gedacht hatte.

Zusätzlich eröffnete ich in Dortmund eine große, sehr exklusive Modelwohnung, in der zwei Frauen arbeiteten. Hier bot ich Sex zum Pauschalpreis an. Der Gast zahlte 320.00 DM und konnte sich von 13.00 Uhr bis 20.00 Uhr unbegrenzt verwöhnen lassen. Heute nennt man so etwas Flatrate Bordell.

Club Memory
Club Memory

1986 eröffnete ich den Club Memory in Dortmund. Auch dieser Club verfügte über eine Sauna und einen kleinen Wellnessbereich. Zum ersten Mal konnte ich Kreditkarten annehmen, ich bekam nach langen Verhandlungen von den Kreditkartenunternehmen die dazu notwendige Genehmigung. Und zum ersten Mal ließ ich es zu, dass eine Clubreportage über den Club gemacht wurde. Ich selbst musste mit vor die Kamera gehen, da damals die Frauen noch sehr Kamerascheu waren, den Bericht findest du unter Presseberichte.

Zwischen 1980 und 1988 arbeiteten ständig zwischen 40 und 60 Mädchen in den Betrieben von mir.

Seit Mitte der 80er Jahre kamen immer mehr ausländische Frauen, hauptsächlich aus Thailand und Brasilien nach Deutschland. Ohne Rücksicht auf Verluste wurden die Preise nach unten gedrückt und irgendwann rechnete es sich nicht mehr, einen Club zu betreiben – Die goldenen Jahre waren vorbei!

So begann ich 1988 einen Club nach dem anderen zu verkaufen, bzw. zu schließen. Ich zog mich vollständig aus der Clubszene zurück.

In den Jahren meiner Tätigkeit als Clubbesitzerin konnte ich zahlreiche Kontakte zu Filmproduzenten knüpfen, die meine Clubs als Location für einige ihre Produktionen angemietet hatten. So bekam ich einen Einblick wie es hinter der Kamera zugeht, allerdings ohne den Gesamtablauf einer Produktion zu kennen.

 

Hier geht es zu den 1990er Jahren

Hier ein paar Fotos aus den 1980er Jahren

Galerie Beschreibung:
Tresenbereich im Mayflower in Werne an der Lippe.
Besuch einer Cabaret-Show
Uschi Haller strickt in einer Pause
Bar des Mayflowers mit Blick auf den großen Saal
Doppelseitiger Bericht über den Memory Club in Dortmund mit Uschi Haller und Girls
Eingangstür des Mayflower, dass Gebäude hatte eine Größe von 1000 m²
Porsche 928 mit Uschi Haller am Steuer vor dem Mayflower
Mercedes 450 SE Uschi Haller`s erster Mercedes 1979 während eines Spaziergangs auf einem Parkplatz